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Brief aus der Sommerfrische

Von Feierabend-Mitglied Mittwoch 15.05.2024, 22:15


Heute morgen war der Himmel wolkengrau bezogen.
Nach dem Regen aber kam ein sonnig schöner Tag,
und ein Stückchen von dem wunderbaren Regenbogen
lege ich Dir mit hinein in diesen Briefumschlag.
Auch dies kleine Blümchen hier, ganz einfach und bescheiden,
sendet Dir die besten Grüße über Tal und Höh'n.
Seine Schwestern blühn am See dort bei den alten Weiden.
Wie die Blümchen heißen, weiß ich nicht, doch sie sind schön.

Wenn Du hören könntest, wie die Vögel jubilieren –
und Du hockst dort in der Stadt im dunstigen Büro,
mußt auf Straßenpflaster abends müde heimmarschieren.
Der Gedanke stimmt mich dann ein wenig gar nicht froh.
Aber was ich hier erlebte in den schönen Tagen,
steht Dir alles noch in allernächster Zeit bevor.
Was vorüber ist, das soll man nimmermehr beklagen.
Wenn die Sonne scheint, dann weint und jammert nur der Tor.

Nur acht Tage, noch acht schöne Tage, und dahinter
winken ferne schon die Ferien im nächsten Jahr.
Eine einz'ge Krähe macht noch lange keinen Winter,
und ein graues Härchen macht noch keinen Jubilar.
Und so will ich denn für heute meinen Brief beschließen,
leider wurde daraus wieder einmal ein Gedicht.
Alle Bäume lassen Dich aus tiefster Wurzel grüßen.
Grüße Du dort alle Menschen – nur die Spießer nicht.

Fred Endrikat 1890 - 1942

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