Neu hier? Lies hier über unser Motto gemeinsam statt einsam.
Mitglied werden einloggen




Passwort vergessen?

6 5

Traumabenteuer

Von tastifix Donnerstag 09.05.2024, 08:52

Nach dem anstrengenden Arbeitstag lag Martina erschöpft abends im Bett und stöberte in Reisekatalogen.
"Wo ist denn bloß...?", murmelte sie vor sich hin. „Verflixt!"
Etwas später:
Das Heft über Island hatte sich gefunden. Martina betrachtete die tollen Fotos. Klar ein strahlend blauer Himmel ohne jede Wolken, brennender Sonnenschein, teils mit Schnee bedeckte Berge und die typischen kargen Täler, die bis zum Horizont zu reichen schienen.
Nicht zu vergessen: Die Geysire, die berühmten heißen Quellen. Waren die einem zu heiß, durfte man sich in unmittelbarer Nähe herabstürzender Wasserfälle in deren Gischt erfrischen.
Martina faszinierte die Wildheit dieser Landschaft, die Weite, in der die kleinen Städte und Dörfer sich fast verloren. Sie wünschte sich sehnlich, eines Tages dort ihren Urlaub zu verbringen und seufzte unwillkürlich, denn ihre Gedanken schweiften bereits in die Ferne.
Doch wenig später siegte die Müdigkeit und Martina schlief ein...

Sie saß im Flugzeug. in den bedrohlich schwarzen Wolken tobte ein schlimmes Gewitter. Es blitzte und donnerte in einem fort. Die Turbulenzen, die das Flugzeug hin- und her schaukelten, wurden ständig heftiger.
Angeschnallt auf ihrem Sitz, schreckte Martina alarmiert hoch.
„Ich muss ins Cockpit. Wir schweben in Lebensgefahr!"
Es war fast ein Schrei gewesen. Weshalb nur reagierte denn die freundliche Stewardess nicht darauf, die ihr vorhin ja noch so nett einen warmen Becher Tee serviert hatte?
Hastig löste sie den Gurt, erhob sich und pendelte unsicher durch den Mittelgang stolpernd von Sessellehne zu Sessellehne nach vorne.

„Sind Sie wahnsinnig geworden? Gehen Sie sofort auf ihren Platz zurück!", fauchte die ehemals so nette Stewardess.
„Aber ich bin doch die Co-Pilotin. Ohne meine Hilfe sind wir verloren."
Fassungslose Miene der Stewardess.
Martina guckte ebenso, allerdings aus anderem Grund. Denn der Kapitän trat aus m Cockpit und eilte auf eine Sitzreihe der ersten Klasse zu. Dort hockte ein etwa Sechsjähriger und ließ einen Mini-Flieger n wilden Kurven kreuz und quer durch die Luft zischen. Die anderen Passagiere zogen bereits die Köpfe zwischen die Schultern. Mehr war ja nicht drin. Noch mehr auszuweichen war ihnen ja verwehrt.
„Onkel Kapitän, ich bin auch Pilot, so wie Du."
Obwohl er ja eigentlich hatte schimpfen wollen. lächelte der Kapitän.
„Na, Du bist aber ein richtig waghalsiger Pilot. Hast Du keine Angst, dass Dein Flugzeug abstürzen könnte?"
„Nee, aber Du, ja??", gab der Kleine zurück.
Derweil kämpfte sich Martina immer weiter nach vorn durch. Wenn nicht bald etwas unternommen wurde, konnte jenes Unwetter ihr Aller Schicksal besiegeln. Sie warf dem noch immer grinsenden Kapitän einen wütenden Blick zu.
„Wie können Sie hier noch herum witzeln, obwohl Sie genau wissen, in welcher Gefahr wir stecken?!", entrüstete sie sich.
Energisch drängelte sie sich an der gar nicht mehr freundlichen Stewardess vorbei, schubste den total sprachlosen Kapitän grob zur Seite und verschwand im Cockpit. Wie angewurzelt blieb sie stehen. Ihr Blick ging ins Leere. Wo waren all die Schalter und Knöpfe hin, die in solch ein Cockpit gehörten?
„Find` ich die jetzt nicht schnellstens, sind wir verloren!"
Verzweifelt tastete sie die Wände der kleinen Kabine ab - nichts. Extrem entsetzte sie dabei, dass sie noch nicht mal einen Starthebel entdeckte. Entnervt ließ sie sich auf den Pilotensitz fallen.

Auf einmal beschlich sie ein eigenartiges Gefühl. Zufällig streifte ihr Blick das Fenster. Anstatt einer Passagierin schaute ihr eine junge Dame in adretter Uniform entgegen. .
„Ich bin soeben zur Pilotin dieser Himmelsschaukel befördert worden!“
Und schon zeigten sich sowohl der besagte Hebel als auch die gesamte Anzeigentafel mit all den blinkenden Lampen, den Schaltern und Knöpfen. Wie selbstverständlich übernahm sie das Kommando.
„Hehe, Herr Kapitän. Setzen Sie sich und ziehen Sie den Gurt fest. Ich versuch` die Maschine nach unten zu dirigieren."
„Wiiee bitte??", stotterte der leichenblass und fiel in den nächst stehenden Sessel..
„Au! Können Sie nicht besser Acht geben, Sie Flegel?", zankte eine Dame, auf deren Schoß er gelandet war.
„Entschuldigung. Ich wollte nicht ...?!"
„Und überhaupt: Was suchen Sie denn hier hinten? Verdünnisieren Sie sich schleunigst nach vorne, bevor ich Sie wegen unterlassenen Rettungsversuches hilfloser Passagiere noch anzeige!"
Wenn Blicke töten könnten, hätte er jetzt mausetot im Mittelgang gelegen.
"Ja, abaa. .. ", stammelte er.
„Nix aber! Wer denn überhaupt lenkt jetzt dieses Ding?"
„Ich!" bemerkte Martina, die sich inzwischen büer gar nichts mehr wunderte.
Selbst nicht darüber, dass einer der Hebel plötzlich in ihrer Hand lag. Je nachdem, wie sie die dann bewegte, drehte sich das Flugzeug einmal um die eigene Achse oder neigte sich sofort zur Seite.
„Hui, Tante. Das ist ja geil!", schrie der Steppke aus der ersten Klasse.
´Geil` hatte er wohl im Kindergarten gelernt.

„Ich muss die Geschwindigkeit drosseln", überlegte Martina und tippte mit dem rechten Zeigefinger kurz nachdrücklich in die Luft. Es klappte. Wieder erwischte sie den richtigen Schalter. Die Maschine verlorb an Tempo sowie an Höhe und gondelte im langsamen Ententanz durch das Wolkenmeer. Den schweigenden übrigen Passagieren, aber vor allem der empörten Dame, dem immer noch kalkweißen Kapitän sowie dem nach wie vor unbekümmerten kleinen Jungen standen vor Staunen der Mund offen. Niemand sagte etwas, nur der Motor brummte gleichmäßig vor sich hin.
„Tante, wie machst Du das eigentlich?", löcherte sie kurz darauf der Kleine.
„Ich weiß es nicht!", antwortete Martina. „ Es passiert einfach so!“
Eigenartig: Sie war die Ruhe selber. Alles schien ihr so normal zu sein. Sie war Pilotin und gerade dabei, mindestens siebzig Menschen das Leben zu retten. Auch jener empörten Dame.
„Weiter runter!“, zischte sie dem nur für sie selber sichtbaren Hebel rechts neben ihr zu, ihn kräftig drückend. „Und zwar vorsichtig, klar?"

Im nächsten Moment wunderte sie sich denn doch wieder. Hatte sie jetzt Halluzinationen? Sprach dort etwa jemand mit ihr?
Gestatten: Von Hebel. Ich bin der Geist aus der Flasche. Dein Wunsch ist mir Befehl!"
„Sobald ich hier raus bin, geh` ich zu Frau Dr. Dattelbaum!", nah m,sich Martina fest vor.
Frau Dr. Dattelbaum war ihre Hausärztin mit der psychotherapeutischen Tiefenpsychologie.

Ein Zittern ging durch die Maschine. Ihre Nase trug sie nicht mehr blasiert hoch wie vor dem Gewitter, sondern senkte sie deprimiert gen Erde, anscheinend mit den Kabelnerven am Ende.
„Los, Herr Kapitän!", kommandierte Pilotin Martina. „Fix zurück ins Cockpit! Den Rest besorgen Sie!"
Sie zog die Uniform aus, legte sie ordentlich auf den Sitz des Copiloten, denn doch mit etwas Bedauern die schicke Kappe darauf und atmete durch. Sie war wieder eine ganz normale Passagierin.

Fünf Minuten später hatten selbst die bis dato verstummten Fluggäste geschnallt, dass die Gefahr gebannt war und schwiegen nicht länger. Alle lachten befreit und quasselten durcheinander. Auch die nun nicht länger empörte Dame, ebenfalls der Kapitän mit erneut frischer Gesichtsfarbe und erst recht der kleine übermütige Junge aus der ersten Klasse.
Mit einem letzten Ruck setzte die Maschine auf dem Boden auf und kam zum Stehen.

Martina wachte auf. Sie war mit einem heftigen ´Bums` aus dem Bett gefallen und fand sich auf ihrem Teppich wieder.

Du möchtest die Antworten lesen und mitdiskutieren? Tritt erst der Gruppe bei. Gruppe beitreten

Mitglieder > Mitgliedergruppen > Kreativ Schreiben > Forum > Traumabenteuer